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    SOS für Meeresschildkröten
von Kurt Amsler
   
Meeresschildkröten gibt es schon seit ca 250 Mio Jahren! Zur Zeit der Dinosaurier bevölkern Meeresschildkröten die Weltmeere als friedliche Tiere. Sie haben sich in Form und Verhalten fast nicht verändert und überstanden Hitzeperioden und Eiszeiten problemlos. In der ganzen Evolution der Erde gibt es kaum eine weitere höhere Tierart, die so optimal anpassungsfähig war.

Heute gibt es noch acht Arten der Meeresschildkröten:

* Suppenschildkröte, Green Turtle. (Chelonia mydas)
* Echte Karettschildkröte, Hawksbill Turtle. (Eretmochelys imbricata)
* Unechte Karettschildkröte, Loggerhead Turtle. (Carette Caretta)
* Flachsschildkröte, Flatback Turtle.(Chelonia depressa)
* Bastardschildkröte, Kemp's Ridley Turtle. ( Lepidochelys Kempii )
* Olive Bastardschildkröte, Olive Ridley Turtle. (Lepidochelys olivicea)
* Lederschildkröte, Leatherback Turtle.(Dermochelys coriacea
* Schwarze Schildkröte, Black Turtle
   
 


Alle Arten sind am Aussterben und stehen im höchsten Bedrohtheitsgrad im Anhang 1 des Washingtoner Artenschutzübereinkommens

Trotz dieser Tatsache werden die Meeresschildkröten auf der ganzen Welt verfolgt und gejagt. Besonders bedroht ist die echte Karettschildkröte wegen ihres wertvollen Panzers, der das Schildpatt liefert. Daraus werden Brillengestelle, Schmuckstücke und Souvenirs hergestellt. Die Suppenschildkröte wird, wie der schreckliche deutsche Name schon sagt, ihres Fleisches wegen getötet, welches „Feinschmecker" als Steaks oder Suppe einverleiben. Vor allem in asiatischen Ländern werden auch noch die Eier der Meeresschildkröte als Aphrodisiakum verzehrt. Aber auch die anderen Arten werden durch Menschen verfolgt und dezimiert, sei es durch Schleppnetze, welche die Tiere ertränken oder durch die Verschmutzung der Gewässer mit Chemikalien und Plastik. Durch die Expansion der Touristenanlagen werden die Schildkröten von ihren angestammten Brutplätzen vertrieben und können sich nicht mehr fortpflanzen.

VERHALTENSREGELN GEGENÜBER MEERESSCHILDKRÖTEN

Es ist sehr wichtig, dass sich die Menschen gegenüber den Meeresschildkröten richtig verhalten. Die meistens gutgemeinten Absichten können aber das Verhalten der Tiere beeinflussen oder gar instinktive Handlungen verhindern.

Schildkröten beim Ablegen der Eier am Strand

Das Muttertier kommt meistens bei Nacht und mit der Flut ans Ufer. Lärm, und vor allem Licht, zwingen die Schildkröte aber unweigerlich zur Umkehr. Während das Tier die Grube aushebt und bis es mit dem Legen der Eier begonnen hat, muss deshalb absolute Ruhe und Dunkelheit herrschen. Während dem Ablegen der Eier, dem Zuschaufeln der Grube und auf dem Weg zurück ins Meer können dann problemlos Fotos, auch mit Blitz, gemacht werden. Nach dieser Arbeit ist die Schildkröte aber total geschwächt. Das kleinste Hindernis, welches im Wege steht, Wurzeln, Schwemmholz oder Schlick, können dem Tier das Leben kosten. Hier kann der Mensch helfend eingreifen, indem der Strandabschnitt kontrolliert und geräumt wird.

Der Schutz des Geleges

Die Eier brüten ca. 40 bis 60 Tage unter dem Sand. Viele Gelege werden aber zerstört, weil tagsüber Touristen Sonnenschirme in den Sand stecken oder Sandburgen bauen. Hier gilt es, die Touristen zu informieren und die Gelege zu markieren. Auch Tiere, zum Beispiel Hunde, graben die Eier aus und fressen sie. Um das zu verhindern, kann der Platz mit Drahtgeflecht eingezäunt und abgedeckt werden. Das Einzäunen bedingt aber ständige Beobachtung nach ca.30 Tagen, damit die Schildkrötenbabys nach dem Schlüpfen nicht am Weg zum Meer gehindert werden. Mit etwas Diplomatie oder etwas Geld können auch die einheimischen Fischer davon überzeugt werden, die Gelege in Ruhe zu lassen. In vielen Ländern werden die Eier nämlich gegessen.

Das Schlüpfen der Schildkröten

Einer unbekannten Transmission folgend schlüpfen alle Tierchen gleichzeitig.
Ein krabbelnder Haufen von ca. 50 Babys arbeitet sich aus dem Sand und strebt auf dem schnellsten Weg dem Wasser zu. Es ist aber nicht etwa der Geruch des Salzwassers oder ähnliches, was die Schildkrötchen anzieht, sondern sie orientieren sich nach der grössten Helligkeit. In der Nacht ist es die spiegelnde Wasserfläche, und bei Tag die Reflexion des Lichtes auf dem Meer. Passiert das Schlüpfen bei Tag, muss sich der Beobachter darauf konzentrieren, Fressfeinde wie Raubvögel und Krabben zu vertreiben. Die Schildkrötchen dürfen aber nicht angefasst und ins Meer getragen werden, weil das den Orientierungssinn, um später wieder an diesen Punkt zurückkehren zu können, beeinträchtigt. Die grosse Gefahr in der Nacht sind Lichtquellen, welche die Tiere desorientieren, ja sogar anziehen. Durch das Herumirren werden die Leistungsreserven derart aufgebraucht, dass die Schildkrötchen zu schwach sind, das Meer zu erreichen oder die ersten Stunden darin zu überleben. Hier gilt es, den Strand im Dunkeln zu halten und in Bungalows, welche in der Nähe eines Geleges stehen, kein Licht zu machen. Das ist übrigens auf Heron lsland, am grossen Barrierenriff von Australien, während der Schlupfzeit absolute Vorschrift.

Das Aufziehen von Schildkröten

Es ist leider eine Tatsache, dass mehr als die Hälfte der jungen Schildkröten die ersten Wochen nicht überlebt. Naheliegend wäre deshalb, die Tiere in einer geschützten Umgebung gross zu ziehen, um sie dann nach ca. 4 bis 5 Monaten ins offene Meer zu entlassen. Noch gibt es zu wenig wissenschaftliche Fakten, ob diese Experimente erfolgreich sind, oder dieses artfremde Aufwachsen einen Einfluss auf die Fortpflanzung hat. Viele Tauchlehrer auf tropischen Inseln ziehen seit Jahren Schildkrötenbabys auf und vergrössern auf diese Weise sicherlich die Chance des Überlebens. Befürwortet kann diese Aufzucht aber nur, wenn es seriös gemacht wird und genügend Zeit für Pflege, Futter und Schutz aufgewendet werden kann. Das Bassin muss ins Meer gebaut sein, damit das Wasser ständig frisch ist. Einige Wissenschaftler schreiben nämlich, dass sich die Tierlein in den ersten Wochen von Plankton ernähren. Krabben sind die größten Feinde der jungen Schildkrötchen, weshalb durch engmaschige Gitter diese Fressfeinde ferngehalten werden müssen. Mit dem Futter soll experimentiert werden. Algen, Salatblätter, Fischstücklein oder Fleisch wird in der Regel gerne gefressen. Wir hoffen, bald mehr Informationen über die Aufzucht von Schildkröten zu erhalten, welche wir weitergeben können.

Das Pflegen von verletzten Schildkröten

Schildkröten können durch Bisse von Haien oder durch Bootsmotoren verletzt werden. Das Tier kann in einem ins Meer gebauten Bassin gehalten werden, bis die Wunde verheilt ist. Wichtig ist, dass die Schildkröte Ruhe hat. Es sollten also nicht noch andere Tiere im gleichen Bassin sein. Erwachsene Schildkröten fressen viel, sie müssen also ausreichend gefüttert werden. (Wasserpflanzen, Salat, Fleisch, Fisch und Quallen.)

KLÄREN SIE DIE MITMENSCHEN AUF !

Meeresschildkröten sind weltweit stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. Sie verenden zu Hunderttausenden in Netzen, sterben an den Folgen der Meeresverschmutzung oder können sich nicht mehr fortpflanzen, weil ihre Brutplätze mit Hotels verbaut sind. Der grösste Teil aber wird immer noch wegen des grossen Handelswertes gefangen und auf grausame Art und Weise getötet. Nur mit einem Verzicht auf jegliche Produkte, die aus Meeresschildkröten hergestellt sind, kann der Handel gestoppt werden. Das beginnt schon beim kleinsten Ohrenanhänger aus Schildpatt, oder einem Teller Schildkrötensuppe! Boykottieren Sie Shops oder Restaurants, die solche Produkte führen und machen Sie Ihre Meinung auch bei anderen Menschen breit. Diskutieren Sie mit den Inhabern der Läden oder Restaurants. Viele nehmen aus Angst vor Umsatzeinbussen solche Souvenirs oder Speisen aus dem Sortiment. Denken Sie nicht, dass solche Initiativen nichts bringen, im Gegenteil, alle zusammen sind wir eine riesige Armee, die zum Überleben der Meeresschildkröten beiträgt.

 
 

WEITERE INFORMATIONEN

Contact: SOS for Sea Turtles
Kurt Amsler
Langacherstrasse 11b, P.O. Box 36
8127 Forch, Switzerland
Fax: ++41 1 887 7224
E-mail: kurt@photosub.com